Überblick | Seit über 30 Jahren gibt es bei LEGO® spezielle Eisenbahn-Baukästen. In diesen Jahren hat sich das Programm mehrfach völlig geändert. Wie auch in anderen Bereichen des LEGO-Programms, so wurde auch hier die Detailtreue immer weiter verbessert. Natürlich wurden dadurch auch zunehmend Spezialteile eingeführt. |
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1965: Erster Schiebezug |
Den ersten LEGO-Zug zum Schieben mit der Hand gab es im Jahr 1965, allerdings noch ohne Schienen. Es wurden die ganz normalen Straßenräder verwendet. |
1966: Schienen und Motor |
Schon 1966 wurden die ersten Kästen mit blauen Schienen und speziellen Schienenrädern für Handbetrieb eingeführt. Als Schwellen zum Verbinden der Schienen wurden weiße Platten mit 2x8 Knöpfen benutzt. Die Züge gab es auch mit batteriebetriebenen Elektromotoren (4,5V). Vier angetriebene Räder mit Gummireifen sorgten zusammen mit dem recht schweren Motor dafür, daß auch lange Züge gezogen werden konnten. Durch Zukauf des Motors mit Zubehör konnten handbetriebene Züge in Batterie-Züge verwandelt werden. Die Batterien wurden in einem speziellen Wagen hinter der Lok hergezogen und waren mit dieser über ein Kabel verbunden. Über einen Hebel am Batteriekasten wurde die Lok eingeschaltet und die Fahrtrichtung gesteuert. Dies konnte später auch automatisiert werden, indem ein seitlich am Gleis befestigtes Formsignal je nach Stellung den Zug entweder weiterfahren ließ oder ausschaltete. Mittels einer anderen, ähnlichen Einrichtung konnte der Zug automatisch wenden. Es gab sogar einen elektronisch-akustischen Baustein, der es erlaubte, die Lok mit einer Pfeife fernzusteuern. Neben geraden und gebogenen Schienen gab es handgeschaltete Weichen und Kreuzungen. Zum Aneinanderhängen der Wagen wurden Hakenkupplungen benutzt, die asymmetrisch waren. Man mußte die Wagen also immer richtig herum aufs Gleis stellen, damit sie sich ankuppeln ließen. |
1969: 12V- System |
Im Jahr 1969 wurde als Erweiterung des 4,5V-Systems das 12V-System eingeführt. Die Betriebsspannung entsprach damit dem Standard für Gleichstrom-Modellbahnen. Der Strom kam jetzt nicht mehr aus Batterien, sondern aus einem Netzanschlußgerät. Er wurde über eine Mittelschiene mit zwei Leitern zur Lok geführt und von dieser mit Schleifkontakten abgenommen. Erstmals konnte die Lok nicht nur mit gleichbleibender Geschwindigkeit vor- und rückwärts fahren, sondern auch ihre Geschwindigkeit stufenlos eingestellt werden. Schienen, nicht aber Weichen und Kreuzungen, ließen sich mit einzeln erhältlichen Stromschienen vom 4,5V-System aufrüsten. Die Weichen mit Stromschienen waren auch als elektrisch fernbedienbare Bauformen verfügbar, die - ebenfalls dem Standard bei Modellbahnen folgend - mit 14-16V Wechselspannung geschaltet wurden. Handbetriebene Weichen konnten allerdings nicht aufgerüstet werden. Vorhandene 4,5V-Motoren waren dagegen für 12V umrüstbar, wobei Gehäuse und Getriebe weiterverwendet wurden. Die Kupplungen funktionierten jetzt magnetisch und konnten damit automatisch ankuppeln. Asymmetrisch waren sie allerdings immer noch, wenn auch nur noch nach ihrer Funktion, nicht mehr nach ihrer Form. Eine simple Farbkodierung verhinderte Verwirrung: Blau kuppelt an rot, gleiche Farben stoßen sich ab. |
1980: Neues 12V-System |
Im Jahr 1980 wurden einige gravierende konstruktive Nachteile des Systems beseitigt. Durch neuentwickelte Schwellen, die in doppelter Zahl eingesetzt wurden, erlangten die Schienen größere mechanische Stabilität. Die Schienen waren jetzt hellgrau mit dunkelgrauen Schwellen, blieben aber ansonsten voll kompatibel zu den blauen Schienen. Die neuen Antriebseinheiten von handbetriebenen und elektrisch fernsteuerbaren Weichen waren austauschbar, so daß eine Aufrüstung oder Reparatur möglich wurde. Eine neue, durch drehbare Magnete symmetrische Magnetkupplung erlaubte, die Wagen in beliebiger Richtung aufs Gleis zu setzen. Die dadurch überflüssig gewordene Farbkodierung wurde durch die einheitliche Farbe schwarz abgelöst, die auch sonst für die Unterseite der Wagen zunehmend verwendet wurde. Mit den Kupplungen integrierte Puffer gaben den Wagen und Loks ein realistischeres Aussehen und hielten stabiler zusammen, als die davor üblichen einzelnen Puffer. Zu diesem System gab es in der Folgezeit bis 1990 eine Reihe von netten Spielereien, die zur heutigen LEGO®-Eisenbahn nicht mehr lieferbar sind:
Als Ersatzteil sind diese Motoren leider nicht mehr lieferbar, so daß man sich in der Regel mit Gebrauchtteilen oder umgebauten 9V-Motoren behelfen muß. Eine Liste fast aller historischen Schiebe-, 4,5V- und 12V-Zugbaukästen (teilweise bebildert) findet sich hier (niederländisch/englisch). |
1991-2006: 9V- System |
Im Jahr 1991 (in manchen Ländern ein Jahr später) wurde schließlich die noch heute erhältliche LEGO-Eisenbahn mit der Betriebsspannung von 9V eingeführt, die schon beim Technic-Programm üblich war. Die völlig neu und anders konstruierten Schienen sind einfacher zusammenzusetzen, aber mit den alten nicht mehr kombinierbar. Die Spurbreite ist dagegen unverändert, so daß rollendes Material (außer Motoren) weiterverwendet werden kann. Die neuen Schienen haben keine Mittelschienen zur Stromzuführung. Sie sehen dadurch wesentlich realistischer aus. Der Strom wird über die metallische Innenseite der Schienen an die leitfähigen Flanken der Lokräder geliefert. Die Lokräder werden mit kleinen Federn nach außen an die Schiene gedrückt, um einen sicheren elektrischen Kontakt zu erreichen. Dies ist deshalb wichtig, weil die Laufflächen der vier Antriebsräder weiterhin Gummireifen zur Verbesserung der Traktion haben. Die 9V-Motoren sind durch diese neue Art der Stromzuführung und durch die neue Betriebsspannung inkompatibel zu den alten 12V- und 4,5V-Motoren, lassen sich allerdings mit einigem handwerklichen Geschick umrüsten. (Hilfreich ist auch "A brief Lego® Motor History" in englischer Sprache) Zum Glück haben die 9V-Motoren aber äußerlich die gleiche Bauform, die auch von den 12V-Motoren seit 1980 verwendet worden ist. Sie sind auch einzeln erhältlich, so daß sich alte 12V-Lokomotiven aus den 80er Jahren leicht, wenn auch etwas kostspielig, umrüsten lassen. Ein Beispiel dafür findet sich hier (englisch). An den Motoren gibt es jetzt nur noch die vier angetriebenen Räder, keine zusätzlichen Laufräder mehr. Die Schienenräder sind etwas größer geworden als früher, was bessere Rolleigenschaften verspricht. Die Radsätze für nicht angetriebene Achsen werden nicht mehr aus einzelnen Rädern zusammengesetzt, sondern komplett als Spezialteil mit realistischerer Optik geliefert. Da diese neuen Räder deutlich leichter laufen, lassen sich jetzt längere Züge realisieren. |
Seit 2006: RC-/ PowerFunctions- System |
Stromversorgung durch Batteriepack im Zug, drahtlose Fernbedienung, Mehrzugbetrieb. |
Ausblick |
Leider sind irgendwelche elektrisch fernbedienbaren Gimmicks nach dem 12V-System nicht wieder erschienen. Den ansonsten unveränderten symmetrischen Magnetkupplungen fehlen die konstruktiven Vorkehrungen, die früher ein automatisches Entkuppeln ermöglicht haben. Verschiedenste Konstruktionen sind seither von findigen Köpfen erdacht worden, um diese Lücken wenigstens teilweise zu füllen.
Es gab und gibt nur einen - relativ engen - Radius von gebogenen Schienen. Einige Tricks (englisch) und Beispiele (niederländisch/englisch) helfen aber dabei, trotzdem sehr abwechslungsreiche Gleisanlagen zu bauen. |
Mehr zu den LEGO-Motoren |
Von Reinhard "Ben" Beneke's früherer Site stammt die folgende exzellente (englische) LEGO Motor History, die zusätzlich zu vielen technischen Anmerkungen auch den Umbau der 9V-Zugmotoren für den Betrieb auf 12V-Anlagen beschreibt. Er hat mir gestattet, diese Information hier wiederzuveröffentlichen. |
Diese Seite wurde zuletzt am 20.10.2010 überarbeitet. Wünsche, Ergänzungen und Korrekturen bitte jederzeit an Horst Lehner.
Hintergrundbild von Fibblesnork (Todd Lehmann).
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